Rache des Teufels
Als die Brugger-Kirche bei Volders im Unterinntal im Bau begriffen war, ging den Bauunternehmern das Geld aus und sie wußten sich nicht anders zu helfen, als den Teufel zu beschwören. Nachdem er ihnen die verlangte Summe gebracht hatte, dankten sie ihn wieder ab. Bevor jedoch der Teufel abzog, rief er ihnen drohend zu:
I wear enk schun no an Spuk sehn lossn!
Man vollendete nun mit dem Gelde des Teufels den Bau der Kirche und ein Künstler begann die Freskogemälde am Plafond zu malen. Aber es gelang ihm nicht, den einzelnen Heiligengestalten die Augen zu malen. Natürlich berief man sofort andere Künstler, jedoch auch diese brachten es nicht zuwege. Da aber jetzt auf sämtlichen Freskogemälden in der Kirche die Heiligen deutliche Augen haben, so muß es später wohl gelungen sein, den bösen Zauber zu brechen.
Berühmt ist diese Kirche durch den Stein des Gehorsams, der in einer
Mauernische rechts vom Eingang zu sehen ist. Eine Version sagt, der Stein
hätte im Herabkollern beinahe einen Fuhrmann erschlagen. Da habe
aber dieser gelobt, ein Pfund Kerzen der Kirche zu spenden, worauf der
Stein stehen geblieben sei.
In dieser Kirche packte der Teufel auch einmal eine Nonne und zerrte sie
zu einem Kirchenfenster hinaus. Die davon herrührenden Blutspuren
konnten lange nicht übertüncht werden.
Quelle: Rache des Teufels, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 361f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 179, S. 99f