Der richtige und der falsche Pfarrer
Der Pfarrer von Fließ, Alois Maaß, hatte sich durch seine Teufelsaustreibungen und Wohltaten den grimmigsten Haß des Satans zugezogen. In Gestalt des Pfarrers bandelte auch hier der Teufel mit allen minderen Menschen an, machte nächtliche Spektakel und führte die ärgsten Sauereien auf, die im ganzen Dorf großes Ärgernis erregten. Als dem Pfarrer endlich zu Ohren kam, was er für einen Doppelgänger habe, bannte er ihn in Anwesenheit mehrerer Gemeindeangehöriger kurz nach Betläuten auf sein Zimmer. Sobald der Teufel in seiner falschen Gestalt eingetreten war, konnte kein Mensch mehr den rechten Pfarrer vom falschen unterscheiden, so ähnlich waren sie einander. Da sprach der eine von beiden:
Der Tag gehört mein,
Die Nacht gehört dein,
Die Stund gehört uns mitnonder
Und so scheid uns Gott vunonder!
Diesem Spruch konnte der Teufel nicht Stand halten und fuhr pfauchend
vor Wut zum Fenster hinaus.
Quelle: Der richtige und der falsche Pfarrer, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 363f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 170, S. 96