Der Schatz des Sterbenden
In Reith, einem Dorfe an der Einmündung des Zillertals in das Inntal, lebte einst ein reicher, sehr geiziger Bauer; der verscharrte, als er merkte, daß es mit ihm langsam zu Ende gehe, sein Geld irgendwo im Wald oben am Reiterkogl neben einem Moderstock. Während nun der Bauer im Sterben lag, gingen zwei Kinder in den Wald hinauf, Mostbeeren [Heidelbeeren] klauben, als sie eine scheckige Geiß antrafen, wie sie noch nie eine so schöne gesehen hatten. Die Geiß lockte die Kinder ihr zu folgen, wobei erstere immer in gleicher Entfernung vor ihnen herging, ob die Kinder schneller oder langsamer nachkamen, bis sie endlich bei dem Moderstock anlangten. Dort scharrte die Geiß das größte Loch auf und ging dann langsam davon. Auch die Kinder gingen heim und erzählten alles ihren Eltern. Inzwischen war aber der Bauer gestorben und man mochte nun den ganzen Berg absuchen, der bezeichnete Moderstock war nicht mehr zu finden.
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Zu Brugg [Bruck] im Zillertale, am Fuße des Reiterkogels, waren
zwei Brüder, von denen sich der eine viel Geld zu verdienen wußte,
indem er im Brugger Bergwerk Erz grub. Als er nun am Sterben war, sagte
er zu seinem Bruder, er solle schnell zum Ehlacher Knappenstollen laufen,
hinter der Steinplatte, die an der Wand lehne, sei Pucher und Eisen. Wie
der Bruder unterwegs war, begegnete ihm eine schwarze Katze, und als er
zum Stollen kam, war keine Platte mehr da, denn sein Bruder hatte unterdessen
den letzten Schnuderer getan.
Quelle: Der Schatz des Sterbenden, F. Dörler, Schätze und Schatzhüter in Tirol: ZfVk. 4, 1898, 232f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 350, S. 183