Der Teufel als Habergeiß
In Axams erscheint der Teufel besonders gern als "Habergeiß",
nämlich in Gestalt eines Geißbockes, der auf den hinteren Füßen
geht und wie eine Nachteule schreit. Dadurch hat er die Axamer bereits
so schreckig gemacht, daß sie sich beinahe schon vor jedem gewöhnlichen
Geißbock fürchten. So ein Vieh traf einst der Mesner von Axams,
als er in der Frühe Betläuten ging, mitten in der Kirche an.
Er erschrak darob über die Maßen, eilte schleunigst hinaus
und schlug Lärm im Dorfe. Alles riß bei der sonderbaren Kunde
Ohren und Mäuler auf. Einige hielten den Bock für einen verstellten
Schwarzkünstler, der in die Kirche eingebrochen sei, die meisten
aber für den Teufel selber. Der in Eile zusammengerufene Gemeinderat
beschloß nach vielem Hin- und Herreden, dem Bocke Heu und Nudeln
vorzusetzen. Fresse er das Heu, so sei es ein harmloses Vieh, fresse er
aber die Nudeln, so sei es entschieden nichts Rechtes mehr. Ob er nun
die Nudeln oder das Heu oder gar beides gefressen habe, darüber gehen
die Berichte auseinander. Nur das eine steht fest, daß man seitdem
diese biederen Leute "Axamer-Böck" benamst.
Quelle: Der Teufel als Habergeiß, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 266 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 174, S. 97