Der Teufel als Pfarrer


In Thaur versuchten einst drei Burschen mittels eines Gertraudibüchels den Tschuggau Geld bringen zu machen. Dies brachten sie auch wirklich zuwege und es gelang ihnen auch, den Teufel, nachdem er ihnen den Geldsack bereits übergeben hatte, wieder abzudanken. Als der Teufel fort war und die Burschen eben den Sack öffnen wollten, um das Geld zu zählen und unter sich zu teilen, trat ganz unvermutet der Herr Pfarrer in die Stube und fragte die Burschen, ob er nicht den Geldsack zu sich ins Widum nehmen dürfe; sie könnten dort das Geld abholen wann sie wollten. Die Burschen wagten es nicht, dem Herrn Pfarrer zu widersprechen und dieser nahm daher den Geldsack mit.

Drei Wochen später war im benachbarten Rum drüben eine Festlichkeit und die drei hätten jetzt gern ein paar übrige Groschen in der Tasche gehabt. Wie einer von ihnen den Pfarrer auf der Straße zufällig traf, bat er ihn, er möchte ihnen jetzt das Geld geben; sie könnten's morgen gerade gut brauchen. Die Augen des Pfarrers wurden, während der Bursche sprach, immer größer, und als der Bittsteller geendet hatte, forderte ihn der Pfarrer auf, ihm die ganze Geschichte, wie er denn zu dem Gelde gekommen sein sollte, zu erzählen. Nachdem dies der Bursche getan hatte, sagte der Geistliche, es sollten morgen früh acht Uhr alle drei zusammen ins Widum auf sein Zimmer kommen, dort werde er ihnen schon geben, was für sie gut sei. Wie sie nun genau zur angegebenen Zeit beim Pfarrer eintraten, griff dieser nach einem spanischen Röhrl und hätte entschieden davon ausgiebigen Gebrauch gemacht, wenn die drei nicht eilends die Flucht ergriffen hätten. Es hatte ihnen nämlich nicht der Pfarrer den Geldsack abgenommen, sondern sich der Teufel in die Gestalt des Pfarrers verwandelt, um so wieder zu seinem ihm abgetrotzten Gelde zu kommen. Auch ist dem Teufel sehr viel daran gelegen, wahrhaft gottesfürchtige Geistliche bei der Bevölkerung um ihren guten Ruf zu bringen, und es ist ihm hierzu kein Mittel zu schlecht.

Quelle: Der Teufel als Pfarrer, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 362f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 169, S. 94f