Das Teufelsmal der Hexe

Natürlich sind die "Zigideiner" nicht die einzigen und wohl auch nicht die liebsten Bundesgenossen des Teufels. Er steckt sich mit viel größerem Profit hinter die Weiberleut und sorgt stets für kräftigen Nachwuchs an Goaßweibelen, Truden und Hexen. Besonders die letztern sind ihm ans Herz gewachsen. Sie werden jedoch erst nach einer Reihe von Probejahren zu eigentlichen Höllenkuntinnen gestempelt, indem er ihnen seinen Bocksfuß aufs Kreuz drückt, wodurch sie ein schwarzes Mal erhalten, das ihnen für ihr Lebtag bleibt. Andere sagen, er drücke ihnen das Mal mit seinem Hinterling auf. Welche von beiden Behauptungen wahr ist, kann uns ganz gleichgültig sein, da es ja in beiden Fällen ein untrügliches Zeichen ist, an dem die älteren Hexen sicher zu erkennen sind.

Das wußte auch der Grünhäusler von Hall, ein berühmter Wunderdoktor, der wie der Pfarrer von Fließ alle Hexen weit in der Runde kannte. Einmal war er mit einer Hexe in Streit geraten und diese verklagte ihn vor Gericht. Doch der Grünhäusler war nicht verlegen; er erklärte, daß das Weib eine Hexe sei und forderte den Richter auf selbst nachzuschauen, ob sie nicht das Teufelssiegel auf dem Kreuze habe. Die Weibsperson wollte davon absolut nichts wissen; es half ihr aber kein Sträuben, sie wurde untersucht und richtig, da war das Zeichen ganz deutlich zu sehen, und der Grünhäusler wurde freigesprochen.

Quelle: Das Teufelsmal der Hexe, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 372zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 122, S. 74