Verblendete Schätze in Tirol
Ein armes Quotiermensch* aus Thaur sah einst auf einer Mauer der Schloßruine ein goldenes Bügeleisen stehen. Nachdem sie vergebens versucht hatte, dasselbe herunterzulangen oder zu ihm hinaufzuklettern, schaute sie sich nach einem Stecken um. Wie sie einen solchen gefunden hatte, kehrte sie zu der Stelle zurück, aber da war kein Bügeleisen mehr zu erblicken.
Halbrunder Flankierungsturm der Burgruine Thaur,
mittleres Inntal
die Anlage wird archäologisch bearbeitet, Schätze gibt es sicherlich
keine
mehr zu finden! Bitte respektieren Sie die Grabungsarbeiten!
© Wolfgang
Morscher, 17. Juli 2005
Ein anderes Weib sah auf einer Staude beim Thaurer Schlosse eine Menge Tuchflecklein hängen. Weil sie gar so bunt waren, nahm sie eine Handvoll herunter und wollte sie den Kindern als Spielzeug mitbringen. Wie sie aber nach Hause kam, hatten sich die bunten Flecklein in lauter Kronentaler verwandelt. Natürlich eilte das Weib jetzt zur Ruine zurück, fand jedoch die übrigen Flecklein nicht mehr vor.
*Quotiermensch, bei einem Bauern einquartiert
Quelle: Verblendete Schätze in Tirol, F.
Dörler, Schätze und Schatzhüter in Tirol: ZfVk. 4, 1898,
228f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 340,
S. 179