Wetterhexen am Sailjoche

Was die Hexen anbetrifft, so gibt es solche in Stubai noch in großer Menge. Jeden Pfinstig versammeln sie sich zum Hexensabbath am Sailjoche. Sie machen die bösen Wetter und wenn die große Glocke von Telfes nicht wäre, dann würden die Fruchtfelder schon längst im Murbrüche verwandelt sein. Besonders kräftig gegen das Verhexen der Früchte ist es, wenn man im Frühjahr geweihte Kohlen in die Erde legt.

Der Andrä Volderauer, ein Bauernsohn aus Telfes, hat erst neulich am Sailsteg eine Hexe gesehen. Sie war weiß gekleidet. Der Ochsener Wurzer hat die Hexen deutlich schreien gehört am Sailerboden. Den Buckeler Bauern aus Telfes begegneten auch einmal zwei Hexen, und die haben ihn so böse angeschaut, daß er vor Schreck das Kreuz schlug und über Stock und Stein von dannen eilte.



Quelle: Wetterhexen am Sailjoche, Greußing, Sagen und Bräuche aus dem Stubaital, ZfVk. 3, 1893, 173 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 150, S. 88