DAS TURMWEIBELE
Vor hundert und mehr Jahren war das sogen. Turmweibele gefürchtet das im Glockenturm seinen Aufenthalt hatte, die zuchtlosen Ministranten, wenn sie es im Turm allzu bunt trieben, erschreckte und auch bis zum Platzbrunnen hinaufging, wo es am Waschtrog Wäsche klopfte. Es wird geschildert als kleines weibliches Wesen ohne Kopf, ungemein behend dahinhuschend, kaum daß man es gesehen, wieder verschwunden war.
Von mutwilligen Burschen einmal am Waschtrog erfaßt, sollen sie das Gefühl gehabt haben, als wenn sie einen Sack voll Kohlen in Händen hätten, worüber sie so erschraken, daß sie wochenlang krank darniederlagen.
Auch im Turm des Schlosses Hirschberg soll ein Geist seinen Spuk getrieben
haben, wie nicht weniger im Kloster der Barmherzigen Schwestern, das vorher
ein Wirtshaus gewesen war. Als die Barmherzigen Schwestern im Jahre 1847
einzogen, sollen sie anfangs von dem Geist vielfältig belästigt
worden sein. Auch ging die Sage, im Klosterkeller sei eine eiserne Kiste
voll Silbertaler vergraben, herstammend von der reichen Familie Recheis,
Fuchsmoser genannt, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
dort hauste und einen schwunghaften Eisenhandel getrieben habe. Die letzte
Fuchsmoserin starb 1839. Bisher ist es niemand gelungen, den Schatz zu
heben.
Auch in dem Gasthaus "zur Rose", heute "beim Stafler"
genannt, soll szt. ein Geist sein Unwesen getrieben haben, dann aber von
zwei Kapuzinern in den unzugänglichen Pillerbachtobel unterhalb des
Angerhofes verbannt worden sein.
Quelle: Alte Sagen in Wenns, Denk- und Bitt-Schrift
zur Restaurierung der Pfarrkirche und St. Margaretenkirche in Wenns, Alois
Wassermann, Innsbruck 1925, Seite93