Die Pestsäule von Leithen
Die Pestsäule im Wiesenweg von Reith-Leithen,
Tirol
© Berit
Mrugalska, 24. Juli 2005
Am Ortsrand von Leithen Richtung Reith steht eine Säule, von den Einheimischen auch "dicker Turm" genannt, auf der Bilder der Schmerzhaften Muttergottes, der Kreuzigung und von Pestheiligen zu erkennen sind. Sie erinnert an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in der durchziehende Truppen die Pest ins Land brachten, die dann durch drei Jahre weitum fürchterlich gehaust hat. Die auf der Säule abgebildeten Personen, sechs Männer und sieben Frauen, sind nicht die Überlebenden von Leithen, wie manchmal erzählt wird. Das kirchliche Gedenkbuch vermerkt:
"Am 6. Oktober 1637 wurde auf dem Wege nach Scharnitz die Gedenksäule, die der ehrsam und gestreng Nikolaus Haller aus Innsbruck in Pestilenzgefahr gelobet, den Pestheiligen (hlg. pestilenciae patronis) geweiht."
Aufschrift der "Pestsäule
GESTIFTET VON NIKOLAUS
HALLER,
DER MIT SEINER
FAMILIE VON INNSBRUCK NACH LEITHRN FLÜCHTETE
UND SO VON DER SEUCHE VERSCHONT BLIEB. ~ GEW.610.1637~"
© Wolfgang
Morscher, 24. Juli 2005
Die Überlieferung weiß dazu: Dieser Nikolaus Haller war ein
wohlhabender Geschäftsmann, flüchtete mit seiner Familie vor
der Pest aus Innsbruck und fand in Leithen bei einem Bauern, der ihm zu
Dienste verpflichtet war, Zuflucht. Um der Geschäfte willen fuhr
Haller zwischendurch nach Innsbruck und kam von so einer Fahrt schwer
krank nach Leithen zurück. Voll Angst, daß er sich nun doch
die Pest geholt habe, gelobte er für den Fall der Genesung, einen
Bildstock zu errichten, und zwar an jener Stelle in Leithen, von der aus
man das Geläute der Glocken aus dem Inntal am besten hören könne.
Unter der Säule habe er einen mit Gold gefüllten Stiefel vergraben.
Bei der Straßenverbreiterung im Jahre 1940 wurde der Bildstock zum
erstenmal talwärts verschoben.
Quelle: Hans Schermer, Reith bei Seefled, Innsbruck 1985, S. 71.