Schemenwand zwischen Reith und Mühlberg
Zwölf Burschen aus Reith taten sich einst zusammen, um in der Fasnacht
als Maschgerer zu gehen. Sie liefen in ihrer Verkleidung von Haus zu Haus
und stellten auf einmal zu ihrer Verwunderung fest, daß sie ihrer
dreizehn waren. Traten sie jedoch in eine Stube, um ihre Spaße zu
treiben, so waren sie wieder nur zwölf. Dann kamen sie aber zu einem
Haus, in dem man am Kiningtag das Räuchern unterlassen hatte und
auf dessen Türen und Fenstern keine Kreuze mit geweihter Kreide gezeichnet
waren, so wie es der Brauch war. Sie traten in die Stube, und sie zählten
ihrer dreizehn. Es stank, während sie umsprangen, immer ärger,
sie rissen ein Fenster auf, und siehe da, einer sprang aus dem Fenster,
und dieser hatte einen Bocksfuß. Die zwölf waren nicht feig,
setzten hinterher, talwärts den Steig Richtung Mühlberg, und
beinahe hätten sie den Hinkenden eingeholt. Doch dann sprang der
Leibhaftige, wer könnte es sonst gewesen sein, über eine Felswand
und war verschwunden. Seither heißt dieser Fels die Schemenwand.
Quelle: Hans Schermer, Reith bei Seefled, Innsbruck 1985, S. 72f.