Des Mähers Pakt mit dem Teufel
Unweit von Sellrain waren einst mehrere Tagwerker und Dirnen beim Abmähen
einer Bergwiese beschäftigt, an deren oberen Ende ein kleiner Heustadel
stand. Unter ihnen war auch ein junger Bursche, der mit Mähen nicht
gut zurecht kommen konnte und daher von den anderen beständig gefrotzelt
und ausgelacht wurde. Das verdroß ihn endlich und er beschloß,
den Spöttern einen Possen zu spielen. Schweigend legte er die Sense
weg, ging das Mahd hinauf und verschwand hinter dem Stadel. Gleich darauf
sah man einen Jägerburschen mit langer weißer Hahnenfeder auf
dem Hute auf den Stadel zu kommen und gleichfalls hinter denselben treten.
Es dauerte nicht lange, so sah man den Jäger wieder fortgehen, aber
ohne Hahnenfeder und bald kam auch der junge Tagwerker wieder herunter,
und zwar mit der Hahnenfeder des Jägers geschmückt. Zum größten
Erstaunen der übrigen Mäher wettete er nun ein hübsches
Stück Geld, daß er schneller als alle anderen den auf ihn entfallenden
Feldstreifen abgemäht habe. Alle gingen lachend auf die Wette ein;
aber siehe da, wie der Blitz fuhr jetzt die Sense des früher so langsamen
Burschen durch das Gras und im Nu war die ganze Arbeit fertig. Er hatte
somit die Wette glänzend gewonnen. Daß er sich hinter dem Stadl
dem "Hoarner" verschrieben haben könnte und zum Zeichen
des Bundes die weiße Hahnenfeder trage, fiel keinem ein. Er war
überhaupt seinem ganzen Wesen nach ein Mordskerl geworden und des
sonntags beim Wirt warf er mit den Guldenstückeln nur so herum. Als
aber Tag und Stunde herannahten, an dem er vom Teufel geholt werden sollte,
war ihm doch nicht mehr wohl bei der Sache. Er ging endlich zum Herrn
Pfarrer, beichtete ihm reumütig die ganze Geschichte und bat ihn
dringend ihm zu helfen, wenn er könne. Dieser wußte auch gleich
Rat, steckte den Burschen bis zum Hals in einen vollen Weihwasserpanzen
und hielt über den Kopf desselben die Monstranze. So konnte ihm der
Teufel in der Stunde des Vertragsablaufs nicht beikommen und war wieder
einmal um eine Seele geprellt.
Quelle: Des Mähers Pakt mit dem Teufel, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 268 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 119, S. 72