Vom Teufelsloch am Ackerlspitz.
Am Südabhange des Kaiserberges hauste vor vielen Jahren ein Bauer. Die Sonne beschien ihm ein schönes Gut, das schuldenfrei sein Eigen war. Was sie aber nicht beschien, das waren ein paar Säcke voll harter Taler, die er in seinem Keller wohl geborgen hatte; denn der Bauer war ein arger Filz. Die Armen hatten da meistens bösen Handel; und wenn etwa die Margareth, sein Ehegespons, von einer neuen Haube redete, so meinte der Hansl jedesmal, die alte sei noch lange gut genug. — Der Hansl hatte bisher tüchtig gearbeitet und sich hart geplagt. Fiel ihm aber eines Tages ein, daß es das alles gar nicht brauche, indem es viel bequemer wäre, droben am Geröll unter der ackerlspitze die von Satanas verlorenen Goldfüchse aufzuheben und heimzutragen. Er wußte nämlich, daß dem Leibhaftigen, als er mit des geizigen Velben - Ritters Geld- und Goldkiste nach der Ackerlspitze floh, beim Einbruch in den Felsen der Kistendeckel aufgesprungen und die Hälfte des Schatzes auf das tief unten liegende Geröll hinabgefallen sei. Diese Sache wollte Hansl nun richtig machen. Zweimal ging er hinauf, brachte aber nichts heim, als daß er, wie er seiner Margarethe heimlich sagte, unter den Steinen den Schatz glühen gesehen, ihn aber nicht zu heben vermochte. Als er das dritte Mal gegangen war, kam er nicht mehr heim. Er hätte, meint man, den Schatz gewonnen, aber Satanas brach hoch oben ein Felsstück los, stürzte es auf den geizigen Bauer und begrub ihn. Man sah ihn nimmer. Vorbeigehende Jäger aber wollten nach oft unter einem hausgroßen Felsblocke ein klägliches Stöhnen gehört haben.
Quelle: Sagen aus dem Kaisergebirge, Anton Karg, Kufstein 1926, S. 63
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Mai 2006.
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