Die Schrofenhex

Vor langer, langer Zeit war in Schwaigs statt es Moores ein großer See. Das änderte sich, als ein Zwerg die große Schrofenbäuerin um ein Stückchen Brot bettelte. Sie lachte ihn aus und gab ihm statt des Brotes einen Stein. Das Zwerglein ging traurig von dannen. Wenige Stunden später kam ein heftiges Gewitter. Es gab neben Blitz und Donner ein furchtbares Getöse. Die Erde bewegte sich und der Hang rutschte dem See zu und wenige Minuten später war das schöne Schrofengut um hundert Meter gesunken. Drunten blieben zwei kleine Bauernhöfe übrig: Ober- und Untermaried (früher Waldried). Der Staudinger Bach brachte viel Wasser und Geröll - und nur das Zwerglein hörte man laut lachen. Die Schrofenbäuerin aber weinte und fluchte. Das Zwerglein rief ihr zu:

"Von nun an sollst du eine Hexe sein!"

Nach dem Tode der Schrofenhexe, so sagt man, musste sie noch Jahrzehnte als Schrofen-Fakl (Ferkel) durch die Gegend um den Schrofen ziehen. Hie und da ist sie sogar beobachtet worden. Noch heute werden Leute gewarnt, bei Vollmond um Mitternacht nie auf dem Schrofenweg talwärts zu gehen. Beim Weg nach oben "fehlt nichts".


Quelle: (Überliefert vom Obergreiderer-Bauern Georg Kitzbichler + 1969, erzählt vom Untergreiderer-Bauern Christian Stöckl und hier wiedergegeben von Alexander Buchauer, Heimatkundler von Rettenschöss)