DAS KREUZLEIN VOM MORITZENKIRCHL

Die alte Ferdlin pflanzte auf ihrem Acker auf dem Moritzenbüchl Gerste53. Sie hatte mit dem Setzen kaum begonnen, da fand sie ein Metallkreuzlein, fein säuberlich ausgestemmt und gefeilt, in der Größe, wie es die Ordensleute trugen. Sie legte das Kreuzlein einstweilen zur Seite, um es nach der Arbeit mit heim zu nehmen. Als sie ihre Arbeit vollendet hatte, war es schon ziemlich dunkel geworden; sie konnte das Kreuz nicht mehr finden, so sehr sie auch suchte. Auf einmal hob im Wald hinter Moritzen ein Rauschen an, als ob ein Sturmwind aufkommen wollte. Sie blickte dorthin und bemerkte Lichtschimmer, der sich ausdehnte und schließlich einen großen Kreis in Regenbogenfarben bildete. In der Mitte des Kreises stand das Kreuzlein, das sie gefunden hatte in wunderbarer Helligkeit. Die Ferdlin kniete nieder und betete andächtig bis die Erscheinung verblaßte und schließlich verschwand. Das Kreuzlein hat sie nie mehr gefunden.


Quelle: Mei'r Huamat, Marktgemeinde Telfs, 1997
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