DER ALTE KÖßLER
Der alte Kößler hatte seine Schafe am Nachberg auf der Weide. Weil abends ein schweres Gewitter über dem Gebiet niedergegangen war, sorgte er sich um das Wohlergehen seiner Tiere. In der Meinung, es sei schon lange nach Mitternacht, machte er sich auf den Weg nach Moritzen.
Er hielt vor dem versperrten Kirchlein gerade eine kurze Andacht durchs Gitterfenster, als er hinter sich ein Glattern und Rumoren im Geäst der Bäume vernahm. Ein Lichtschein war zwischen den Fichten zu erkennen, außerdem sah er, dass zwischen den mächtigen Bäumen ein langer Strick gespannt war. Am Seil hingen lauter schwarze Säcke, wie wenn sie zum Trocknen aufgehängt worden wären. Sie bewegten sich hin und her, ohne dass auch nur ein Lüftlein geweht hätte. Er dachte bei sich, dass es bei dieser Erscheinung nicht mit rechten Dingen zugehen würde, bekreuzigte sich und floh gegen Telfs. Während der Flucht hörte er vom Kirchturm her 1 Uhr schlagen.
Quelle: Mei'r Huamat, Marktgemeinde Telfs, 1997
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