DIE TONGLERIN
Das ist die seinerzeitige Zwölferin, eine
Kirchenglocke, die um 12 Uhr mittags zum Gebet läutete. Sie war in
der ganzen Umgebung als ausgezeichnete Wetterglocke berühmt, denn
sie war hoch geweiht. Sie trug die Inschrift:
Annamaria heiß ich -
alle Wetter weiß ich -
alle Wetter vertreib ich -
in Telfs bleib ich -
wenn man mich ziecht -
jedes Wetter fliecht.
Paulusturm der Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus,
Telfs, Tirol
© Berit
Mrugalska, 4. Dezember 2004
Die alten Telfer erzählen von ihr, es sei nicht selten vorgekommen, dass das Hagelwetter an der Gemeindegrenze aufgehört habe, wenn sie frühzeitig geläutet wurde. Jäger, die beim Anzug eines Gewitters noch hoch oben im Gamsgebiet jagten, wurden oft von Hexen verfolgt. Sie warfen ihnen Hagelkörner vor die Füße, dass sie nicht mehr vor- noch rückwärts konnten oder schleuderten sie ihnen mit solcher Gewalt ins Gesicht, dass mancher blutete. Die Hexen ließen Steinlawinen los und verursachten gewaltige Sturzbäche. Setzte aber die Tonglerin mit ihrer lauten Stimme ein, so kreischten die Hexen:
Die Tonglerin brüllt -
ganz wild -,
hinter d' Munde zua -,
laßt's Talfs in Ruah!
Und gleich hörte das Wetter auf. Die Glocke wurde 1902 umgegossen, weil ihre Tonlage mit der der anderen Glocken nicht harmonierte.
Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus, Telfs, Tirol
"Zwölfuhrläuten"
© Berit
Mrugalska, 4. Dezember 2004
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Quelle: Mei'r Huamat, Marktgemeinde Telfs, 1997
© Der Text wurde dem Buch "Mei'r Huamat" entnommen. Alle
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