Das Waisen
Der erst vor wenigen Jahren verstorbene Tuxer Chauffeur
Brander Heinrich erzählte, daß in der Parzelle Juns -früher
zwei Großbauern und ein Kleinbauer, alle drei ledig - miteinander
sehr gute Nachbarschaft pflegten und dieselbe alljährlich mit einem
Festessen in einem Lanersbacher Gasthaus bekräftigten. Bei einem
solchen Beisammensein sollen die drei Bauern vereinbart haben, daß
dem ersten von ihnen, der sich verheiraten wird, die beiden anderen Nachbarn
eine Kuh schenken werden. Glücklicher erster Ehemann soll der Kleinbauer
geworden sein.
Ob dann schon bei seiner Hochzeitsfeier zu mitternächtlicher Stunde
während des Waisens (Übergabe der Hochzeitsgeschenke an die
Neuvermählten) mit dem Blick einer Kuh durch ein offenes Fenster
zu den in der ebenerdigen Wirtsstube versammelten Hochzeitsgäste
die Einlösung der früher getroffenen Vereinbarung angekündigt
wurde, auf diese Frage wußte Brander Heinrich allerdings keine Antwort.
Quelle: Allerlei Erlauschtes im Tuxertal, Fischer August, Kranzach, 1985, S. 40