Das Breibründl
Es ist nun schon lange her, da lebte am Wattenberge ein Bauer, der kochte zu allen heiligen Zeiten guten, fetten Milchbrei. Sommers ließ er die Milch dazu von seiner Aste holen, und da geschah es einmal, daß die Magd auf dem Heimwege über eine Baumwurzel stolperte und im Fallen die Milch verschüttete. Kein Tropfen war im Klüglein verblieben, und die arme Magd wußte nicht ein und aus vor Angst, denn der Bauer war jähzornig und würde sie ob ihrer Unachtsamkeit nicht nur mit Schimpf Worten, sondern sogar mit Ohrfeigen strafen. Ach, war das Leben schwer! Lag da am Wege ein Bründl, daran ließ sich das Mädchen nieder, und während es, ganz verloren an seinen Jammer, betete und weinte, hielt es das Krüglein unter den Brunnenmund. Es hatte damit nichts Besonderes im Sinne und es wäre ihm niemals eingefallen, Gott zu versuchen, daß er ein Wunder tue. Allein das Wunder geschah: auf einmal floß dicke, fette Milch aus dem Brunnenrohr. Die überglückliche Magd ließ das Krüglein vollaufen - da war der Milchstrahl versiegt und es rann nur noch Wasser. Aber die Magd erzählte allen, die es hören wollten, wie ihr geholfen worden war, und seither heißt das Bründl Breibründl.
Wattenberg im Morgengrauen, Tirol
© Berit
Mrugalska, 4. Feburar 2005
Quelle: Sagen aus
Wattens und Umgebung; gesammelt von den Schulkindern in Wattens und Wattenberg.
In: Wattener Buch, Beiträge zur Heimatkunde von Wattens, Wattenberg
und Vögelsberg. Schlern-Schriften 165, Innsbruck 1958. S. 309 - 326.