Das Heilige Fritznerhaupt
Nach einer alten Handschrift im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und der Erzählung auf dem aus derselben Zeit stammenden Votivbild in der Fritzner Kirche hat es damit folgende Bewandtnis:
Auffindung vom Fritznerhaupt, Detail
Deckengemälde in der Fritzner Pfarrkirche
Künstler: Franz Xaver Fuchs, 1936
Vgl. Dehio-Tirol, 1980, S. 260
© Berit
Mrugalska, 26. Januar 2005
Das wundertätige Haupt Christi ist vor undenklichen Zeiten (es soll um etwa 1637 gewesen sein) von einem Fischer aus der Riedmüller-Familie (ehemalige Besitzer von Fritzenheim) aus dem Inn gefischt worden. Er stellte es in seiner Stube auf einem Brett ober der Tür auf. Weil seine Hausleute demselben so gar keine Andacht entgegenbrachten, hat er es zu besserer Verehrung in die Pfarrkirche nach Baumkirchen übertragen. Als er aber am anderen Morgen aufgestanden, war es zu seinem großen Erstaunen wieder am vorigen Ort. Er trug es neuerlich nach Baumkirchen und wieder stand es am Tag darauf in der Stube: Da begann man das Haupt zu verehren, wozu auch sehr beigetragen, daß alle, die es nicht verehrten, mit Kopfschmerzen geplagt wurden. Solches hat besonders ein gewisser Redler erfahren müssen. Nachdem er in frecher Vermessenheit dem Christuskopf seinen Hut aufgesetzt, überfielen ihn auf der Stelle schreckliche Kopfschmerzen, die erst nach ebenso heftiger Reue nachließen. Solches gab den Leuten Anlaß, bei Kopfschmerzen zu diesem Haupte Zuflucht zu nehmen. Wegen des immer größer werdenden Zustromes von Gläubigen wurde es in das Johanneskirchl in einem eigens hiezu verfertigten Tabernakel übertragen. Man sorgte sich, daß es dort nicht verbleiben würde, doch es blieb und begann gleich mit vielen Gnaden und Wohltaten zu wirken:
Das Fritznerhaupt, Fritzens (Tirol, Unterinntal)
wird urkundlich seit 1744 öffentlich zur
Verehrung ausgesetzt
Vgl. Dehio-Tirol, 1980, S. 260
© Berit
Mrugalska, 26. Januar 2005
Zuerst hat die Hilfe dieses Hauptes Anna Angererin erfahren, als sie Anno 1744 im September sich mit einer Dienstmagd zum Inn begeben, um Wasser zu schöpfen. Unglückseligerweise ist sie hineingefallen und eine ganze Viertelstunde darin getrieben. Als sie ein Fischer herausgezogen, hat man kein Lebenszeichen mehr an ihr verspürt. Nachdem ihr Vater eine Heilige Messe zu Unseres Herrn Haupt verlobt, haben sie gleich darauf ein Lebenszeichen verspürt und innerhalb einiger Tage ist sie frisch und gesund geworden.
In Absam hat Anno 1745 ein wilder Ochs einer Witwe die .Schulter ausgestoßen; als man ihr diese eingerichtet, hat .sie am dritten Tag ein solcher Schnerz überfallen, daß sie glaubte, ihre letzte Stunde sei gekommen. Nach ihrem Verlöbnis zum gnadenreichen Haupt schlummerte sie ein und als sie erwacht, ist aller Schmerz dahin gewesen.
Zu Fritzens hat Anna Mayerin so große Kopfschmerzen bekommen, daß sie meinte, sie müsse aufhören zu kochen und sich in das Bett legen. Als sie sich zum gnadenreichen Haupt in Andacht verlobt, ist gleich darauf aller Schmerz verschwunden.
Maria Mayerin zu Fritzens hat einen schmerzhaften Mund bekommen, daß sie kaum mehr schlucken konnte, auch ist ihr Kopf nicht anders gewessn, als ob er lauter Feuer wäre. Als sie sich aber zu Unseres Herrn Haupt verlobt, hat sich alles wieder verzogen.
Das Fritznerhaupt, Fritzens (Tirol)
Das dornengekrönte Haupt (spätgotisch?)
könnte bereits aus dem
16. Jh. stammen, Vgl. Dehio-Tirol, 1980,
S. 260
© Berit
Mrugalska, 26. Januar 2005
Zu Innsbruck lag Anno 1744 eine angesehene Frau dermaßen krank zu Bette, daß ihr von dem Dr. Stebele schon das Leben abgesprochen worden. Sie nahm ihre Zuflucht zu Unseres Herrn Haupt, ließ zwei Messen lesen, worauf sie wider alles Verhoffen ihre vorige Gesundheit zurückerhielt.
Anno 1745 wurde Frau von Weinhart zu einer Frau in Geburtswehen berufen. Nachdem sie sah, daß diese samt dem Kind sterben würde, riet sie ihr, sie solle ihre Zuflucht zu Unseres Herrn Haupt nach Fritzens tragen. Unterdessen wolle sie ein Haupt ganz ähnlich Jenem von Fritzens nachmachen und zur verehrenden Berührung herbeibringen lassen. Solches geschah, die Frau nahm das Haupt in ihre Hände, küßte es und empfahl sich samt ihrem Kinde demselben, worauf sie gleich glücklich entbunden wurde.
Agnes Schindl hatte einen Sohn, den die Kindsblattern dermaßen übel zugerichtet, daß er sieben Tage nichts gesehen. Als sie aber zu Unseres Herrn Haupt dreimal zu gehen verlobt, hat das Kind gleich danach die Augen aufgetan. Auch ihr Knecht, der öfter im Jahr große Kopfschmerzen hatte, wurde vom Fritznerhaupt vollkommen davon befreit.
Einer hatte Anno 1744 so große Schmerzen, daß er glaubte, sein Kopf müsse zerspringern; zu diesem Übel kam noch, daß er fast völlig erblindete. In seinem elenden Zustand hat er Zuflucht zu Unseres Herrn Haupt genommen, worauf die Kopfschmerzen vergangen und das Augenlicht wieder gekommen.
Das Fritznerhaupt, Fritzens (Tirol)
Das eindrucksvolle Haupt befindet sich heute nicht
mehr in einem eigenen Tabernakel
© Berit
Mrugalska, 26. Januar 2005
In Lienz wurde der Pächter des Stiftshofes, Nikolaus Harter, von großen Kopfschmerzen befallen. Er bat in einem Schreiben seinen Vetter inbrünstig, dieser möge an seiner Statt zu Unseres Herrn Haupt eine Wallfahrt verrichten. Obwohl er schreckliche Schmerzen habe, müsse er die Andacht vierzehn Tage aufschieben. Doch erst nach Einhaltung seines Verlöbnisses wurde er von dem Leiden befreit.
Einem Knecht waren beide Füße aufgeschwollen und verursachten heftige Qualen bei Tag und Nacht. Als er aber zwei gläserne Perlen von der Krone des Hauptes Christi an einem Faden hängend an die Füße gebunden und zu ihm gebetet hatte, war die Geschwulst samt den Schmerzen völlig vergangen.
Lorenz Angerer, der Pächter des Aschauerhofes, hatte sein krankes Pferd zum Heilen dem Abdecker zugeführt. Dieser aber, nachdem er den Schaden besichtigt, wollte das Pferd nicht kurieren, weil er es für unheilbar hielt. Erst nach Inständigem Bitten nahm er die Behandlung auf. Damit aber die Kur desto besser vonstatten gehe, befahl er dem Angerer, zu Ehren des Heiligen Hauptes eine Messe lesen zu lassen. Wider alles Verhoffen wurde das Pferd in kurzer Zeit völlig frisch und gesund.
Solches erzählen die überlieferten Schriften in ihrer altertümlichen Sprache.
Das Deckengemälde in der Fritzner Pfarrkirche zeigt die Auffindung
des Heiligen Fritznerhauptes, dieses ernsten, von einem zerstörten
Kruzifix oder "Herrn im Elend" stammenden Hauptes.
Quelle: Chronik von Fritzens, Werner Köfler, Innsbruck 1973, S. 29f