Die Meninghex
Die älteren Fritzner können sich gut an das Meninghäusl erinnern, heute (dies erzählt Josef Roitner 1937) sind nur Reste von der Grundmauer vorhanden. Die letzte Einwohnerin dieses schon damals sehr baufällig gewesenen Häusls war die Kasten-Gerl (der bürgerliche Name ist nicht bekannt), in der Gemeinde wegen ihres losen Mundes nicht sehr beliebt. Sie war ein Mannweib mit kräftigem Bart und war als Hexe sehr gefürchtet, Die Mesnerin in Terfens beobachtete, daß sie dort viel im Beichtstuhl zu sehen war. Die Mesnerin dürfte etwas neugierig gewesen sein, was die Kasten-Gerl so viel zu beichten habe, lieh sich vom Pfarrer heimlich das notwendige Kleidungsstück aus und setzte sich in den Beichtstuhl. Die Kasten-Gerl kam denn auch und berichtete dem vermeintlichen Pfarrer über alle Sünden ihrer lieben Nachbarinnen. Die Mesnerin soll darob wild geworden sein. Leider ist der Wortlaut ihrer "Zusprach" nicht überliefert. Der letzte Besitzer des Meninghäusl war Georg Mair. Dieser wollte das Häusl abreißen lassen, und der Altvorsteher Abfalter hatte die angenehme Aufgabe, der Meninghex dies mitzuteilen. Darob wurde die Kasten-Gerl nicht wenig wild, riß aus dem nahen Feld eine Handvoll Flachs aus und schrie dem Altvorsteher zu:
"So viel Haar ich da hab, soviel Witwen soll es auf den Höfen (von Fritzens) geben".
Die Meninghexe, Detail vom Fritzener Sagenbrunnen,
Fritzens
© Berit
Mrugalska, 26. Jänner 2005
Quelle: Chronik von Fritzens, Werner Köfler, Innsbruck 1973, S. 34