Der Reichtum des Armen.
Als das Schurfgericht noch Freigut war, begann ein Mann einen Stollen.
Sein Graben war lange vergebens. Da kniete er einmal beim "Armenseelenmarterl"
in der Nähe des Ziegenstalles und flehte zu Gott: "Herr, ich
bin ein armer Schlucker, nahe am Verhungern. Laß mich einmal auf
eine Erzader stoßen, damit ich aus meiner Not komme." Wie er
am nächsten Tage einfuhr, war drinnen ein Glänzen und Funkeln,
wie er es noch nie gesehen hatte. Er grub und grub und gewann einen großen
Reichtum und begann ein Schlemmerleben und ließ den Herrgott den
guten Mann sein. Aber am Ende seines Lebens kam ihm die Erkenntnis, er
ging wieder zum Marterl und sagte: "Herr, wenn dir mein Treiben mißfällt,
dann nimm mir die Ader wieder," Mit dem Augenblick blieb das Silber
aus.
Quelle: Schwazer Bergwerkssagen, mitgeteilt von Alois Prantauer, in: Tiroler Heimatblätter, 9. Jahrgang, 1931, Heft 2, Februar 1931, S. 62.