Drei Almsagen
Auf einer fruchtbaren Alm hausten ein alter Senner und ein junger Hüterbub. Die beiden hatten jeden Tag Streit miteinander. Einmal kam es während des Essens zu einem Wortwechsel, wobei sie so in Zorn gerieten, dass sie sich mit Brotstücken bewarfen. Da trat ein Geist durch die Tür, der einen großen Krug in den Händen hielt. Aus diesem Krug stiegen plötzlich Nebel auf, die die Hütte völlig einhüllten.
Nachdem sich der Rauch wieder verzogen hatte, war von den Streithähnen und von der Hütte nichts mehr zu sehen. Steingeröll bedeckte die ganze Alm.
*
Müßiggang ist aller Laster Anfang, heißt es. Da hatten die Leute auf einer Alm wenig zu tun und trotzdem guten Ertrag. Futter gab es reichlich, das Vieh gedieh prächtig, die Vorratskammern füllten sich mit Butter und Käse. Vor lauter Übermut bauten sich die Almer eine Kegelbahn, schnitzten aus dem Käse Kegel und rollten danach mit Butterkugeln.
Eines Tages kam gegen Abend ein alter Mann und bat um ein Stück Butter. "Auf den Steinen neben der Kegelbahn hängt genug, den kannst dir abkratzen", wurde ihm beschieden. Der alte Mann bedankte sich. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: "Passt auf, dass die Kühe nicht einmal das Gras so von den Steinen fressen müssen, wie ich heute die Butter von den Steinen kratz'!" Dann verschwand er.
Eine solche Rede kostete die Senner nur einen Lacher. In der Nacht aber kam ein Gewitter, verwüstete die Alm und schwemmte die Erde weg, sodass überall der nackte Felsen zum Vorschein kam. Anderntags musste das Vieh abgetrieben werden, weil es nichts mehr zum Fressen fand.
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Auf einer Alm waren zwei Sennerinnen beschäftigt. Sie verschütteten Tag für Tag die halbe Milch, weil sie so viel davon hatten. Kam aber ein durstiger Bursch vorbei, der um einen Schluck bat, wurde er mit harten Worten davongejagt.
Eines Tages brach ein fürchterlicher Sturm los, ein Hochwetter deckte
die Alm mit Blitz und Donner zu. Als es sich verzog, waren die beiden
Sennerinnen mit dem steinernen Herzen selber zu Stein geworden.
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 140ff.