DIE GOLDZAPFEN
In der Gegend um die Hemmernaste streifte vor Jahren ein Geselle umher,
der sein ganzes Leben lang nur gewildert hatte. Einmal kam er zur Asthütte,
und weil sie verlassen schien, wollte er dort übernachten. Als er
näher kam, sah er einen Lichtschein durch das kleine Fenster fallen.
Vorsichtig trat er heran und spähte hinein. Da saßen um den
Hüttentisch vier Mandln mit langen Barten und spielten Karten. Von
der Decke herab aber funkelten zahlreiche goldene Eiszapfen. Den Wilderer
gelüstete sehr nach dem Schatz, er getraute sich aber nicht in die
Hütte. Leise schlich er davon und nächtigte unter einem Baum.
Am nächsten Tag suchte er abermals die Hütte auf, schaute durchs
Fenster und sah, dass die Stube leer war. Gleich trat er durch die Tür,
um sich den Schatz zu holen, aber von den goldenen Eiszapfen war nicht
einer mehr zu sehen.
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 44