DIE GUFELN
In grauer Vorzeit, als das Zillertal noch unbesiedelt und öd war, kamen auf der Flucht vor wilden Kriegshorden Menschen ins Tal, wo sie sich einigermaßen sicher fühlten. Sie beschlossen daher zu bleiben. Weil die Talsohle aber versumpft war, bauten sie ihre einfachen Blockhütten an den trockenen, sonnigen Hängen.
Viele Jahre später kamen andere Völker ins Zillertal, um sich ebenfalls dort niederzulassen. Zum Unterschied von den heidnischen Urbewohnern waren die neu Zugezogenen aber Christen. Die Gemeinschaften beider Völker wuchsen und gediehen, aber Frieden gab es keinen zwischen ihnen. Schließlich beschlossen die Heiden, die Christen mit Gewalt zu vertreiben.
Diese aber stellten sich mannhaft dem Kampf, und so kam es in Hart - genauer
gesagt, auf der heutigen "Moarhof-Wiesen" - zu einer erbitterten
Schlacht. Dabei zogen die Heiden den Kürzeren und wurden völlig
aufgerieben. Als der Morgen graute, war der Kampfplatz mit Leichen übersät.
Da nahmen sich die Christen ein Herz und begruben die Toten an Ort und
Stelle, jeder erhielt ein eigenes Grab und wurde sorgfältig mit Erde
bedeckt.
Die auffälligen Bodenhöcker oder "Gufeln" sind nichts
anderes als die Grabhügel jener in grauer Vorzeit gefallenen heidnischen
Ureinwohner.
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 35