Der Herrgott in Schwendau II.
In jener Zeit, da Gott Vater als armer Mann verkleidet hin und wieder seine Geschöpfe auf Erden aufsuchte, um sie zu prüfen, kam er einmal auch nach Schwendau. Es war schon spät am Abend, und so klopfte er gleich beim ersten Haus an und bat um Herberge. Da war aber nichts zu machen; die Leute wollten nichts wissen von herumziehenden Bettlern. Beim zweiten Haus erging es dem Herrgott nicht besser, und so ging es fort, bis er zur alten Penzenschmiede kam. Als er dort sein Anliegen vorbrachte, wurde ihm bereitwillig auf getan, man gab ihm ein Nachtmahl und bereitete ihm ein weiches Lager.
In dieser Nacht brach ein fürchterliches Unwetter los, der kleine
Bach schwoll zum reißenden Wildbach an, entwurzelte Bäume und
drohte, den ganzen Ort zu verwüsten. Da öffnete sich bei der
Schmiede die Tür, der Herr trat heraus, hob die Rechte und befahl
dem Wasser: "Bach, geh vorbei und füraus bei meinem Herberghaus!"
Da teilte sich der Bach oberhalb der Schmiede und ließ das Haus
unversehrt. Das ganze Schwendauer Dorf aber wurde in dieser Nacht verwüstet.