Die Hexe auf der "Stockaste"
Auf der "Stockaste", und zwar auf dem oberen "Schmittarlstock", war ein Melker in Dienst, der mit seiner Nachbarschaft drunten im "Zettarstöckl" recht gut auskam. Dort hauste nämlich eine Frau mit einer Schar Kinder. Einige hielten sie zwar für eine Hexe, andere für ein Geisterwesen - aber, wie gesagt, vom Melker kamen keinerlei Klagen. Die Frau schickte ihm mit den Kindern jeden Tag eine Schüssel frisch gebackene Krapfen hinauf. Zum Dank dafür gab er den Kindern für die Mutter immer eine Pfanne Melkermus mit.
Eines Tages wollte ihm das Müsl einfach nicht gelingen. Was er da in der Pfanne hatte, war und blieb ein grauer Mehlpatzen. Da kamen schon die Kinder vom "Zettarstöckl" herauf, brachten aber keine Krapfen mit.
"Wie geht's der Mutter heut'?" fragte der Melker.
"Gebrennt ist sie", antworteten die Kinder. Dann gingen sie wieder. Sie hatte sich also mit dem Backschmalz verbrannt. So etwas kommt vor. Seltsam war nur, dass Frau und Kinder von diesem Tag an nicht mehr zu sehen waren.
Jahre später war's, da stand beim "Zettarstöckl"
jeden Morgen die Hüttentür sperrangelweit offen, obwohl sie
der Melker schloss und auf Befragen versicherte, jeden Abend den Riegel
vorzuschieben. Ähnliches erzählt man sich von der Aste "Lichteben".
Dort wurde es dem Knecht mit der Zeit so ungemütlich, dass er den
Bauern bedrängte, mit Sack und Pack talaus zu fahren. Heute rührt
sich an beiden Orten kein Geist mehr, und die Hüttentüren bleiben
zu die ganze Nacht.