Das Mädchen und der Teufel
Am Kleinen Schwendberg, durch den Graben des Sidanbachs vom Großen getrennt, arbeitete eine gottesfürchtige Magd. Der Teufel aber hatte es sich in den Kopf gesetzt, dieses brave Menschenkind in seine Gewalt zu bekommen. Dazu schlich er sich eines Abends, als die Dirn in ihrer Kammer schon das Nachtgebet verrichtete, auf leisen Sohlen in ihr Gemach. Auf dem Rücken trug er einen Sack voll Geld. Den stellte er ab, setzte sich neben dem Bett nieder und wartete. Das Mädchen ließ sich in seiner Andacht weder stören noch schrecken. Es las in der Bibel, bis der Teufel aufgab und verschwand. Den Geldsack vergaß er. Am nächsten Morgen ging die Dirn zum Hippacher Pfarrer und erzählte, was sich zugetragen hatte. Der lobte sie und fragte, ob sie einen Blick in den Sack geworfen habe. Das Mädchen nickte: "Er ist immer noch voll Geld." Dann stamme es nicht aus der Hölle, erklärte der Pfarrer: "Wäre es aus der Hölle gekommen, hättest du heute früh nur Bockmist im Sack gefunden."
So ist die arme, reine Magd für ihr Lebtag reich geworden.