DES MUSIKANTEN TRAUM
Ein Harter Musikant, der in einem Wirtshaus aufgespielt und nebenbei kräftig einen über den Durst getrunken hatte, kam auf dem Heimweg von der Straße ab, taumelte in ein Gebüsch, blieb dort liegen und schlief ein. Da spielte ihm der Teufel einen Streich. Dem Musikanten träumte nämlich, er sei zu einer Hochzeit geladen und sitze dort an der festlich geschmückten Tafel bei Knödel und Bier. Zu seinem Leidwesen schmeckten Speis und Trank derart übel, dass er lieber mit knurrendem Magen davor sitzen blieb.
Nach dem Mahl griff er zu seiner Klarinette, um den Leuten zum Tanz aufzuspielen.
Da gab sein Instrument so fürchterliche Töne von sich, es heulte
und fauchte, als säße der Höllenfürst selber drin.
Das war zu viel des Üblen. Vor Schreck erwachte der Musikant aus
seinem Schlaf und - bekam erst recht etwas zu sehen, das ihm die Haare
zu Berg stehen ließ: Vor ihm hockte nämlich ein riesiger schwarzer
Kater, und was der Musikant im Traum geblasen hatte, das war keineswegs
seine Klarinette gewesen. Vielmehr hatte er des Katers Schwanz im Mund
und kaute daran herum. Da begann in Hart das Betläuten, und im selben
Augenblick war der Kater verschwunden. Niemand sonst als der Teufel war
es gewesen. Das vermeintliche Bier vom geträumten Hochzeitsmahl stellte
sich als alte grüne Regenpfütze heraus, und die Knödel
lagen auch nicht weit daneben: Rossäpfel! Dieser Traum ist dem Musikanten
zur heilsamen Lehre geworden.
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 29