DIE SPRIENDLMANDLN

Auf dem Mitterberg oberhalb von Stumm hausten vor Zeiten böse Leute, die es mit Treu und Redlichkeit nicht genau nahmen. Missgünstige Nachbarn schnitten sich nicht nur gegenseitig die Ehre ab, sondern auch Grund und Boden, indem sie in der Nacht Grenzsteine oder Zäune versetzten. Nach ihrem Tod aber fanden sie keine Ruh und mussten als büßende Geister alles Unrecht gutmachen. Nacht für Nacht sah man sie auf dem Mitterberg als Spriendlmandln herumtanzen und hörte sie ächzen und stöhnen, wenn sie die schweren Marksteine an den rechten Ort schleppen mussten. Oder man hörte sie die ganze Nacht sägen und hämmern, weil ein zu Unrecht versetzter Zaun neu aufzurichten war. Die Leute mieden damals den Mitterweg, bis die Grenzmarkierungen allesamt wieder in Ordnung und die büßenden Geister verschwunden waren.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 41