Das Teufler Kar
Steinböcke im Kampf in den Tiroler
Bergen
© Heinz Plattner 2003
Das Floitental aufwärts gelangt der Wanderer über den Gasthof "Zum Steinbock" zum Teufler Kar. Als dort noch Steinböcke heimisch waren, gab es zwischen Jägern und Wilderern blutige Zweikämpfe. Tag und Nacht knallte es im Gewand, bis auch der letzte Steinbock erlegt war.
In der dritten Raunacht war es, da wilderte ein Almer droben auf dem Grat. Plötzlich rutschte er aus und eine Schneerinne hinunter. Als er wieder auf die Füße kam, stand er auf einem ihm unbekannten Geröllfeld. Und da stand auch der Teufel vor ihm.
"Was willst?", fragte der Wilderer furchtlos.
"Raufen - mit dir", antwortete der Teufel.
"Um was?"
"Um deine Seel'! Drei Wünsche hast vorher frei."
"Eing'schlag'n!", nickte der Wildschütz. "Dann holst mir gleich einmal die Granaten vom Greiner." Es dauerte nicht lang, dann stand der Schwarze da, mit einem Sack voll der schönsten Steine.
"Und jetzt möcht' ich die Goldkörndln aus der Gerlos!" Wieder sauste der Teufel wie der Sturmwind über die Jöcher und kam mit zwei Hand voll goldener Brocken zurück.
"Und jetzt", grinste der Wilderer über das ganze Gesicht, "wirst ein schönes Weib!"
"Das kann ich nicht!", erwiderte der Satan gereizt.
"Dann werd' in Gottes Namen halt ein Schmalzfass",
zürnte der Wildschütz - und schon lag das Fass zu seinen Füßen.
Dem aber gab der Wilderer einen Tritt, dass es das Kar hinabkollerte bis
ins Tal. Es dauerte seine Zeit, bis der Teufel in der Fassgestalt wieder
droben war am Kar und seine wahre Gestalt annehmen konnte. Dann begann
der Kampf um die Seele. Weil der Teufel von seinem mühsamen Aufstieg
aber völlig erschöpft war, verlor er gegen den bärenstarken
Almer und fuhr tief verdrossen in die Hölle zurück. Seitdem
heißt der Ort "Teufler Kar".
Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 122ff.