Der Alber
Um die Zeit von Martini, wenn alle Hirten mit ihren Herden die Alpen
bereits verlassen haben, sieht man während der Abendstunden und manchmal
noch spat in der Nacht auf den Alpen eine - schauerliche, große
Gestalt mit einem sehr langen, feurigen Schweif. Diese Gestalt verweilt
auf einer Alpe eine kurze Zeit und eilt dann zu einer andern, bis sie
endlich mit Hinterlassung eines bestialischen Gestankes verschwindet.
Sehen die Landleute diese Erscheinung, so schlagen sie ein Kreuz gegen
die Gegend hin. Dieser Alber ist der böse Feind, der seine Diener
holt, die er anfangs Frühlings in die einzelnen Sennhütten vertheilt
hat, damit sie alles von den Sennern leichtsinnig Verworfene und zu Grunde
Gerichtete aufsammeln zu Beweisen gegen sie beim letzten Gerichte. (Zillerthal.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 711, Seite 402.