Der Bär des heiligen Romedius
Romedius war wegen Schwäche und Gebrechlichkeit genöthigt, sich eines Reitpferdes zu bedienen. Dieses Rößlein sollte ihn nach Trient zum heiligen Vigilius tragen; aber es war auf der Weide. Da heiß der Heilige den Bruder David, es herbeiholen, der alsogleich zum Weideplatze hingieng und das Thier suchte. Sieh aber, er fand das Thier zerrissen und von einem Bären beinahe schon aufgezehrt. Auf der Stelle eilte er zurück und theilte seinem Meister das Geschehene mit. Romedius gab ihm nun den Auftrag, unerschrocken hinzugehen und den Bären am Zaume herbeizuführen. Auf die Worte seines Lehrers vertrauend gieng David in den Wald, legte dem wilden Thiere den Zaum an und brachte es zum Heiligen. Dieser kündigte dem Bären an, daß er die Dienste des zerrissenen Pferdes thun müsse. Wirklich ritt der Heilige au diesem sonderbaren Reitthiere zum heiligen Vigilius. Als er in die Nähe von Trient kam, fiengen die Glocken der Stadt von selbst zu läuten an. (Thaur.)
Der heilige Romedius in einer italienischen Landschaft
er reitet auf einem Bären und wird von zwei Mitbrüdern begleitet,
Romedikirchlein Thaur
© Berit
Mrugalska, 17. Juli 2005
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 283, Seite 172.