BUTTERSALBE
Vor nicht langer Zeit lebte eine Bäurin, die mehr als das Vaterunser kannte. Wenn sie Kübele schlagen wollte, gab sie anstatt des Rahmes nur Milch hinein, und nahm doch den größten Butterknollen heraus. Einem Knechte kam dies sonderbar vor, und er beobachtete genau das Thun und Treiben der Bäurin. Da sah er endlich, dass sie, bevor sie anfieng schlägeln, den Kübelstecken mit einer Salbe bestreiche und allerlei wälsche. Dadurch zauberte sie fremde Butter in ihren Kübel. Sie hatte aber doch keinen Segen Gottes; denn bei allen Butterhexen heisst's halt: "Wie gewonnen, so zeronnen." (Passeier.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche
aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck
1859, Nr. 546, Seite 304