DER PIBURGER SEE
Wo dieser Gebirgssee in Ötzthal seine Wellen schlägt, war vor Zeiten eine schöne Ebene mit einem stolzen Bauernhofe und einer freundlichen Kapelle. Hof und Kapelle sind versunken, weil die dortigen Bewohner den Feiertag nicht heiligten. Sie waren so gottölos, daß sie am hohen Unserfrauentag (15. August) das Heu, das sie am vorigen Tage gemäht hatten, einführten. Als sie aber mit dem ersten großen Fuder zum Stadel kamen, wich plötzlich der Boden und der ganze Hof versank mit Mann und Maus.
Nach einer anderen Sage putzte die Bäurin ihr Büblein mit Weißbrot und wegen dieses Frevels ging der Hof unter. Im See wohnt ein Drache, der öfters aus dem See herauskroch und vom Berg herab zum Bache ging. Den Weg, den er nahm, sah man genau, denn das Gras wurde von seinem giftigen Athem ganz rot. (Ötztal.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 229, Seite 142