EIN CHRISTUSBILD BLUTET

In Zirl lebte einmal ein Jäger. Dieser hörte, daß außer dem Dorfe ein Kreuz stehe und wenn einer dies mit einem Messer steche, blute es stark, der Thäter werde aber im Augenblicke erstochen. Wenn man auf das Kreuz schieße, so blute es stark, aber dem Frevler werde zugleich etwas angezündet werden. Der Jäger, der schon viel mitgemacht hatte, dachte "alte Faxen" und sagte, er glaube dies nicht und wolle selbst dies erproben. Er that's, schoß dem Christusbilde auf die linke Seite. Es blutete - und in demselben Augenblicke stand sein Haus in Flammen. Seitdem war der muthwillige Jäger kleinlaut und glaubte mehr als früher. (Bei Innsbruck.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 828, Seite 485