Das feurige Roß
Ein Bursche vom Kaunser Berge, der zu lange im Wirthshause zu Kauns gesessen
war, trat erst in später Nacht den Heimweg an. "Wär doch
ein Roß auf den Wiesen!" dachte der einsame Wanderer. Mit diesem
Wunsche kam er zum "Tanzbödele", wo er zu seiner größten
Freude einen kräftigen Gaul fand. Ohn sich lange zu besinnen, bestieg
er denselben und ritt gemächlich von dannen. Der Ritt gieng bis zu
einem Wegkreuze gut und eben. Da stutzte der Rappe plötzlich und
ließ sich um keinen Preis weiter bringen. "s'Teufels geh,"
fluchte der Burfche endlich, doch das Pferd stand wie angewurzelt. Endlich
fprach er: "So geh' in Gottesnamen, Teufelsvieh!" Und siehe,
kaum war's gesagt, flog das Roß in feuriger Gestalt unter ihm weg,
so daß der Bursche unsanft auf den Wasen gefetzt wurde. (Ötzthal.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 266, S. 164.