Das Goldfaßl
Zwischen Pians und Tobadill gieng einmal ein altes Weib den steilen Waldweg
hinab und trug eine schwere Bürde auf dem Rücken. Die Last wurde
ihr zu schwer und sie setzte sich unter einen Baum, um dort auszuruhen.
Wie sie so da saß und mit dem Stocke spielte und die Erde aufschürfte,
sah sie plötzlich den Reif eine Fäßleins in der Erde liegen.
Sie grub dann weiter nach und fand ein kleines Fäßchen, das
sie denn auch öffnete. In demselben war aber nichts als schönes,
goldgelbes Espenlaub. Das Weibchen wunderte sich darüber, nahm einige
Blättchen zu sich und ließ das Fäßchen weiter rollen.
Doch als es hinabrollte, klingelte es in demselben, als ob es voll Gold
wäre. Das Weibchen gieng nach Hause, und als es dort war, erzählte
es die Geschichte vom Fäßchen und wollte auch die Blätter
zeigen. Doch wie groß war das Staunen, als es anstatt des Laubes
die schönsten, funkelnden Dukaten im Sacke fand. (Patznaun.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 597, Seite 337.