Der
Hirte am Zireiner See
In der Nähe des Zireiner Sees hütete
über Sommer ein Hirte. Als er einmal am Herde die Mauern ausbessern
wollte, sprach er: "Wenn ich doch einen Batzen Lehm hätte!" Nicht
lange darauf kam ein kleines Männchen, sah zu, was der Hirte machen
wollte, und sprach, als es das Anliegen desselben erfahren hatte: "Ob
deiner Hütte ist Lehm genug. Komm' nur und hole davon." Der Hirte
folgte, obwohl er nie eines Lehms dort ansichtig geworden war, der Weisung
des Kleinen und fand herrlichen Thon. Er nahm davon, so viel er brauchte,
und baute den Herd. Wie groß war aber sein Staunen, als nachts der
Lehm am Herde zu gleißen anfing, als sei er eitel Gold. Am folgenden
Tag fand er, daß der Lehm in pures Gold verwandelt sei. Jedoch der
Lehm ober der Hütte war für immer verschwunden.
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben
von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 166, Seite 101.