Das Hußausläuten
Der Ketzer Huß war auf seinen Reisen auch nach Hall gekommen. Dort verkündete er voll Eifer seine Lehre und suchte das Volk zu bethören und zu verführen. Da trat aber ein katholischer Priester, der durch Gelehrsamkeit seine Amtsbrüder noch um ein Bedeutendes übertraf, muthig wieder den Irrlehrer auf. In der "Unsersherrnkirche" hielten sie die Controverspredigten unter großem Zulauf der Haller; Huß wurde gänzlich überwunden und mußte mit Schande und Spott die Stadt verlassen. Während er zum Thore hinausgieng, läutete man ihm das Armesünderglöcklein. Eine Erinnerung an diesen Sieg war der Gebrauch des Hußläutens, der aber schon wieder abgekommen ist, wie so manche andere Gebräuche.
Auch in Schwaz kam das Hußläuten vor und wurde ähnliches erzählt. (Hall. Peter Moser.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 991, Seite 569.