Die kecke Kellnerin

In einem Wirthshause zu Tilliach fragte einer einen Kreis von Zechern, wer sich am späten Abende noch getrauen würde auf den Freithof zu gehen, um dort ein Todtenkreuz zu holen. Niemand mochte es wagen, endlich ließ sich die Kellnerin herbei, gieng in dunkler Nacht auf den Gottesacker und brachte das Kreuz mit sich. Man staunte über die Furchtlosigkeit der Magd und beredete sie endlich, das Kreuz wieder an die vorige Stelle zurückzutragen. Die Kellnerin nahm es, trug es auf den Freithof zurück - kam aber nicht wieder. Am folgenden Morgen fand man sie auf dem Grabe, von dem sie das Kreuz genommen hatt, leblos liegen. (Tilliach)


Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 497, Seite 276.