Entstehung der Liebfrauenkirche in Landeck
Einem frommen Ehepaare auf Trams wohnhaft, widerfuhr eines Tages, angeblich
im Jahre 1265, das Unglück, daß es bei der Rückkehr von
der Arbeit seine beiden Kinder nicht mehr zu Hause antraf und trotz alles
Suchens nicht finden konnte. In dieser Noth nahmen die Eltern vertrauensvoll
ihre Zuflucht zu einem Bildnisse der göttlichen Mutter, welches an
einem Fichtenbaume am Wege zum Schlosse Landeck sich befand, und flehten
dort mit innigster Andacht um Hilfe, und siehe, plötzlich kamen zwei
wilde Thiere, ein Bär und ein Wolf, aus dem Walde, der zu jener Zeit
diesen ganzen Bergesabhang bedeckte, hervor, die zwei so ängstlich
gesuchten Kinder in ihren Rachen tragend, und legten sie unverletzt zu
den Füßen ihrer Eltern nieder. Zur beständigen Erinnerung
an diese wunderbare Begebenheit und zum Lob und Preis der seligsten Jungfrau,
die hier so auffallend geholfen, ist bald hernach an der nämlichen
Stelle eine Kirche erbaut worden, die dann später, -"ohne Zweifel
durch christliche Potentaten und andere hochansehnliche Personen"
- in das jetzige große und schöne Gotteshaus umgebaut wurde.
(Beschreibung der Diöcese Brixen 4, 22. Eine Aufzeichnung der Sage
ans dem letzten Decennium des 17, Jahrhunderts ebendort S. 19-22.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 875, Seite 509.