Der Quatemberhund in Hall
Vor langer Zeit war in Hall ein recht böser Gerbergesell, welcher die Gewohnheit hatte, abends spät nach Hause zu gehen. Der Weg führte ihn vor dem Bildstocke außer dem Schmiedthore vorbei. Eines Abends, als er wieder des Weges gieng, zog er seinen Säbel, den er nach Sitte der Gerber trug, und versetzte sem bilde mit frevelhaftem Muthwillen zwei starke Hiebe, unterhalb des Knies. Das Bild begann sofort zu bluten. Von da weg begab er sich zu Bett, um nicht mehr zu erwachen, denn Gott forderte ihn für solchen Frevel vor sein Gericht. Seit jener Zeit sah man ihn auf demselben Kreuzwege durch lange, lange Zeit als feurigen Quatemberhund umgehen. (Hall.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 337, Seite 199.