Schatz im Schlosse zu Ried
Auf diesem Schlosse war eine Magd, die dem Grafen gar treu diente. Oft mußte sie spät in der Nacht in den Keller gehen und da sah sie oft feurige Kohlen. Einmal sollte sie nachts Feuer machen, aber es gelang ihr lange nicht. Da dachte sie, ich gehe in den Keller, vielleicht finde ich drunten glühende Kohlen. Gesagt, gethan - und sie fand einen Haufen Kohlen, nahm einige davon und trug sie in die Küche. Da sah sie, daß die Kohlen eitel Gold waren. Sie lief nun gleich in den Keller, um mehrere zu holen, fand aber keine mehr. Eine Stimme rief ihr aus einer Ecke zu:
"Hättest du dich zuerst besonnen und alles genommen, war es mein und dein Glück." -
Später, mochte sie in den Keller gehen, so oft sie wollte, sah sie
keine Kohlen mehr. (Fendels. A. Renk.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 585, Seite 332.