WILDES WEIB
Eine Kindbetterin stand einmal auf, ohne sich zu segnen und gieng in die nächste Kirche, sich fürsegnen zu lassen. Als sie heimkam und am Herde stand, rief ein älteres Kind, welches auf dem Herde saß, aus: "O je, hat doch die Mutter eine haarige Zunge !" Da sah man erst, daß es nicht die rechte Mutter war, sondern ein wildes Weib, welches die rechte Mutter auf dem Gange zur Kirche zerrissen hatte. (Lechthal.)
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben
von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 195, Seite 121