Der Geist auf Zumis
An einem Sonntage, ehe noch der Morgen graute, gieng schon eine Magd
auf den Berg, um das Vieh zu füttern, denn sie wollte zur Frühmesse
wieder in der Kirche sein. Sie war bei den Ställen noch nicht angelangt,
als sie im ersten Stalle ein gellendes Jauchzen vernahm und bei sich dachte:
Ei da ist jemand vor mir auf dem Wege. Doch als sie oben angekommen war,
begegnete ihr ein schwarzer Mann ohne Kopf und verschwand bald und ließ
einen entsetzlichen Gestank zurück. Einige Tage darauf schneite es
so, daß das Vieh aus dem Berge mußte. - Und so hören
die Hirten jetzt noch zuweilen den Zumiser Putz vor Tagesanbruch juchzen,
worauf dann jedes Mal ein Schneewetter folgt. (Patznaun.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 412, Seite 2240.