71. Das Aschenmus
Auf einer Wälderalp, so erzählt man, habe vor Zeiten eine Sennin ihr Kind umgebracht und dafür müsse sie jetzt dort geisten. Da sei auch einmal eine Karrnerfamilie in der Hütte übernachtet. Als die Mitternachtsstunde kam, habe sich auf einmal ein Geschrei erhoben und eine Gestalt sei aus dem Keller gestiegen, die in einem Kissen ein Kind trug. Dann habe sie Asche genommen und ein Mus daraus gekocht. Das habe die Sennin dem Kind zum Essen hingeboten und dann an die Wand geschleudert. Darauf habe die Sennin das Kind den Leuten geben wollen. Das habe sie dreimal umsonst versucht. Da habe sie angefangen zu weinen und gerufen: „Wieder hundert Jahre!"
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 71, S. 60