344. Die Butterhexe
Alle Walserinnen klagten früher viel über Rahmentziehung. Um dem Unheil abzukommen, gab dann die eine unschädliche geweihte Sachen in den Butterkübel, eine andere wollte ihn benedizieren lassen, oder wenn der Rahm, statt zu buttern, schäumte, schössen sie auch in den Kübel hinein, daß die Hexe tot oder verbrannt oder gezeichnet sei. Als bestes Mittel aber galt es, den Zugkübel samt seinem Inhalt vors brennende Ofenfeuer zu tragen und dort zu drohen, daß man ihn hineinwerfe. Solches fruchtete fast immer und blitzschnell stand die Hexe vor der Bäuerin und bat um Gnade. Auf lange Zeit gab es dann Ruhe.
Einst sagte eine Wöchnerin zu der, die sie pflegte: „Agethli, hütt söttest de noch gega Obet as bitzle schmolza ond de bim Abrohma säg nu allemoal be jedr Brenta: Os jedem Milchgschörle as Tröpfle! - Du wärst seh', daß gnuag Rahm und wacker vil Schmolz öberchonscht." Die Pflegerin dachte, ein Tröpfle sei doch gar nichts, lieber sage sie "einen Löffel" und tat so. Da bekam sie aber eine solche Menge, daß alle Geschirre im Hause davon überliefen, und die Wöchnerin, der alles solche Künste zutraute, es ihr streng verwies. Was sie dann mit dem vielen Rahm anfingen, weiß niemand.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 344, S. 199