350. Den Butz in die Wand bannen
Kuratienkirche heilige Katharina, Marul
© Berit Mrugalska, 17. Oktober 2005
An der Grenze von Marul und Raggal liegt am Weg noch auf Raggaler Boden ein holzgezimmertes Häuslein. Das gehörte früher einem gewissen Aßmann in Braz und der erlaubte dem armen Vater des Sparr, umsonst darin zu wohnen, ein Erdäpfelgärtlein anzulegen und zu holzen. Solange das Haus nicht dem Sparr gehörte, spürte man nichts. Als der aber das Anwesen um 600 Gulden kaufte, war es bald nimmer gehörig. Die Haustüre ausgenommen, waren im ganzen Hause lauter Kapuzinerfallen an den Türen und die schlug der Butz die ganze Nacht auf und zu.
Einmal gingen die Eltern in die Kirche und sperrten die Kinder zusammen ins Haus. Da sahen die Kinder in dem Verschlag unter der Kammerstiege, wo sonst die Hobelspäne lagen, einen großäugigen Mann mit einem langen Bart hocken. Die Neugier war größer als die Furcht und so guckten die Kinder abwechslungsweise zur Stubentür hinaus nach dem Mann; als die Mutter kam, war er verschwunden. Der Vater des Sparr holte den Pfarrer und der schickte die ganze Familie ins Nachbarhaus mit dem Bemerken, er werde ein Sacktuch aufs Fensterbrett legen, sobald der Vater kommen dürfe, die ändern sollen noch länger bleiben.
Etwa nach einer Viertelstunde lag das Zeichen. Als der Vater des Sparr in sein Haus zurückkam, sagte der Pfarrer, er vermöge den Butz nicht aus dem Hause zu bannen. Nun mußte der Vater ein fausttiefes, etwa anderthalb Fuß langes und ein Fuß breites Loch in die Wand der Stubenkammer stemmen; dahinein bannte der Pfarrer den Butz und befestigte selbst einen genau passenden Deckel darauf. Von jetzt an war Ruhe im Haus.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 350, S. 201