252. Die drei weißen Frauen
Burg Tosters
Von dieser Burg erfährt man im Jahre 1271 erste Kunde, die von einer Gräfin Agnes von Tosters, Gemahlin des Grafen Rudolf I. von Montfort-Feldkirch berichtet. Im Appenzeller Krieg 1405, dem so manche Burg Vorarlbergs zum Opfer fiel, wurde auch Tosters verbrannt. Heute ist noch der mächtige Turm 12 X 12,70 m, mit 5 Stockwerken und ein größeres Stück an der Burg erhalten, die weiten Ausblick nach allesn Seiten gewährt.
Quelle: Andreas Ulmer, Vorarlberger Volkskalender 1936, S. 41
Es wird überliefert, daß bei der Erbauung der Burg Tosters statt des Wassers von den Bauern so viel Milch herbeigeschafft werden mußte, als zur Bereitung des Mörtels nötig war. — Andere erzählen auch von drei Handwerksburschen, die an einem Sonntag abends den Hügel zur Burg hinan gingen und auf einmal drei weißgekleidete Frauen auf sich zukommen sahen. „Luget, das sind gewiß Grenzjäger!" sagte einer zu den übrigen. Aber die weißen Gestalten kamen immer näher und den Burschen ward es unheimlich. Als schließlich die drei Frauen, jede ein goldenes Küechle in der Hand, vor ihnen standen und ihnen die Küechle anboten, da wagte keiner der Furchtsamen, sie anzunehmen und die drei Frauen verschwanden wieder. Die drei Burschen erzählten diese Geschichte im Wirtshaus zu Tisis. Zu spät bereuten sie, die Goldköechle nicht angenommen zu haben, da sie erfuhren, daß durch die Gabe ihnen zeitlebens geholfen gewesen und die Frauen dadurch erlöst worden wären.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 252, S. 147f